Wie entwickelte sich der Antisemitismus im Fußball

Wie entwickelte sich der Antisemitismus im Fußball

Vorstand 16.05.2022

Dietrich Schulze-Marmeling gibt einen historischen Überblick

Teile der Geschichte der Hammer Spielvereinigung waren bereits von Dietrich Schulze-Marmeling in seinem Buch „Für Fußball hättest Du mich nachts wecken können“ aufgearbeitet. Die enge Verbindung zu Heinz Hilse, der das HSV-Archiv pflegt und selbst in der Geschichte des Vereins forscht, ist nie abgebrochen.

In seinem Vortrag am letzten Samstag zum Thema „Antisemitismus im Fußballsport“ ging Dietrich Schulze-Marmeling zwar auf die Entwicklung in Deutschland ein, aber kam auch auf die Hammer SpVg zu sprechen.

Und der Buchautor vermittelte auch eine Erkenntnis, die vielen nicht bekannt sein dürfte: Im Ruhrgebiet wird der Fußballsport in seinen Anfängen eher als Arbeitersport gewürdigt. Dabei kam er eher aus der bürgerlichen Mitte und galt als „Stadtsport“. Die ersten Fußballvereine wurden in den größeren Städten gegründet, so auch die Hammer SpVg: 1903 gründeten Obertertianer des Staatlichen Gymnasiums (heute: Gymnasium Hammonense) den Gymnasialen Fußball-Club Hamm (GFC 03). Gründungsmitglieder des zweiten Fusionsvereines Hammer Spielverein von 1904 waren Kaufleute und Kleinbürger der Stadt Hamm. Damit waren auch jüdische Mitbürger bei den Vereinsvorsitzenden der Fusion unter dem Namen Hammer Spielvereinigung 03/04: Paul Hirsch und Hugo Grünewald.

Die schwierigste Zeit für Juden war selbstverständlich zwischen 1933 und dem Kriegsende. Am 9. April 1033 – also kurz vor der Machtübernahme durch Adolf Hitler, erließ die Regierung folgende Regelung: „Die unterzeichnenden Vereine stellen sich freudig und entschieden der nationalen Regierung zur Verfügung. Sie sind gewillt, in Fülle dieser Mitarbeit alle Forderungen, insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen, zu ziehen.“ Die Unterzeichnungen der Vereine im DFB dauerte allerdings unterschiedlich lange, weil in allen Fußballclubs jüdische Mitbürger spielten. Der heutige FC Bayern München beispielsweise reichte die Unterschrift erst kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges (1939) ein. Der Verein wurde damals und nach dem Krieg erneut von Kurt Landauer geführt, der als verfolgter Jude zwischenzeitlich in die Schweiz imigrierte.

Interessant waren aber auch die Ausführungen von Dietrich Schulze-Marmeling zur Professionalisierung des Fußballsports. Heute undenkbar, gab der DFB 1920 vor: „Wir bekämpfen das Berufsspielertum aus ethischen Gründen. Es wäre ein Frevel an unserer deutschen Jugend, wollten wir das Berufsspielertum in Deutschland auch nur im geringsten begünstigen.“ 1922 traf diese Regelung einen der bekanntesten Spieler Deutschlands. Sepp Herberger, später Nationaltrainer der Weltmeister-Elf 1954, erhielt eine lebenslange Sperre. Sie musste für den jüdischen Mitbürger aufgehoben werden, da nur er eine Mannschaft zusammenstellen konnte, die die deutsche Nationalmannschaft zu einem Titel führen konnte.

Der Vortrag ging auch auf einen anderen wichtigen Protagonisten des Fußballs in Deutschland ein: Walther Bensemann. Er war Gründer des SC Freiburg, des Vorgängers der Frankfurter Eintracht und Mitbegründer des Vorgängervereins des FC Bayern München. 1923 bereits vertrat er die Auffassung: „Aus ethischen, sozialen und nationalen Gründen kenne ich nur ein Endziel, das erstrebenswert wäre: die Vereinigten Staaten Europas“.

Diejenigen, die den Vortrag nicht hören konnten, können wir Informationen aus den Gründerjahren der Hammer SpVg und deren Vorgängervereine gerne zur Verfügung stellen: die insbesondere von den HSV-Mitgliedern Hermann Fuhrmann, Walter Becker und Heinz Hilse erstellte Chronik zum 100jährigen Bestehen des Vereins kann im Sport-Casino gegen eine Spende für die Fußballjunior*innen abgeholt werden.

Cookie-Hinweis

Diese Website verwendet Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung, um Ihr Nutzererlebnis zu verbessern. Weitere Details zur Nutzung und Deaktivierung von Cookies erfahren Sie hier.

Einverstanden

Cookie-Informationen

Diese Internetseite verwendet Cookies, um die Nutzererfahrung zu verbessern und den Benutzern bestimmte Dienste und Funktionen bereitzustellen. Es werden keine der so gesammelten Daten genutzt, um Sie zu identifizieren oder zu kontaktieren.

Cookies sind kleine Dateien, die lokal auf Ihrem Computer gespeichert werden. Diese Dateien können keinen Schaden an Ihrem Computer anrichten.

Besuchen Sie die Internetseite des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, um mehr über Cookies und lokalen Speicher zu erfahren.

Wenn Sie keine Cookies durch diese Website speichern lassen möchten, können Sie dies direkt in Ihrem Browser einstellen. Wie dies für Ihren Brwoser funktioniert, erfahren Sie bei Klick auf den jeweiligen, nachfolgenden Button.